Laute machen Leute – My Fair Lady (Coburger Landestheater)

„Es grünt so grün…“ – Dieses Zitat hat vermutlich jeder schon einmal gehört, selbst wenn er My Fair Lady noch nie gesehen hat. Kein Wunder, denn schon 1956 wurde es in New York uraufgeführt. Seitdem hat es in zahlreichen Inszenierungen und Bearbeitungen die Welt erobert. Dass das Musical seine Wirkung in all den Jahren nicht verloren hat, konnte das Ensemble des Coburger Landestheaters am gestrigen Abend bei seinem Gastspiel im E.T.A Hoffmann-Theater beweisen.

Mit ihrer derben Art und dem ausgeprägten Dialekt lässt Eliza Doolittle das Publikum immer noch kräftig schmunzeln und schafft es gleichzeitig, dass jeder sie ins Herz schließt. Klar, dass man sich eindeutig auf ihre Seite schlägt, wenn sie von Professor Higgins getriezt und gedrillt wird, nur damit der seine Wette gewinnt. Diese Wette, von Higgins‘ Freund Oberst Pickering vorgeschlagen, beinhaltet den Versuch des Professors, Eliza innerhalb von sechs Monaten zu einer Dame zu machen. Gelingt ihm dies, zahlt Pickering Elizas Ausbildungskosten für den Sprachunterricht bei Higgins. Denn der Mensch definiere sich schließlich über seine Sprache, nicht über seine Herkunft, so die feste Überzeugung des Professors.

„Vom Regen in die Traufe“, so schießt es einem durch den Kopf, wenn man Elizas Schicksal betrachtet. Von der Straße aufgesammelt, auf der sie bis dahin als armes Blumenmädchen ihren Lebensunterhalt bestritten hat, wird sie von Professor Higgins aufgenommen. Der sieht sie aber nur als „Versuchskaninchen“ für seine Phonetik-Studien und behandelt sie ziemlich grob. So muss die arme Eliza mit Kieselsteinen im Mund Zitate aus Büchern rezitieren, 50 mal am Tag das Alphabet aufsagen und gefühlte 100 mal im Stück das berühmte Zitat über die spanischen Blüten wiederholen. Die Lehreinheiten arten in endlosen, zermürbenden Sprachunterricht aus – bis es endlich klick macht und Eliza, nun fast gänzlich vom Dialekt befreit, schließlich doch in die gehobene Gesellschaft eingeführt werden kann. Bleibt nur zu hoffen, dass sich das temperamentvolle Mädel auch lang genug am Riemen reißt…

Mit herzallerliebster, derber Berliner Mundart konnte Anna Gütter als Eliza auf ganzer Linie überzeugen. Holger Hauer brillierte daneben als chauvinistischer Professor Higgins und machte mit einigen Kraftausdrücken seinerseits (ich dachte, so spricht man nicht, Herr Professor?!) das Publikum so manches Mal sprachlos. Ein gutmütiger Oberst Pickering (Niklaus Scheibli) komplettierte das Gespann und der stets gut angetrunkene Alfred P. Doolittle (Michael Lion) sorgte für ein paar deftige Einlagen. Begleitet vom extra mitgebrachten Orchester und mit einem interessant umgesetzten Bühnenbild versehen, konnte die Coburger Inszenierung vonMy Fair Lady nur glücken. Am Ende dieses gelungenen Abends mit all seinen Höhen und Tiefen entdeckt man schließlich gemeinsam mit Eliza, dass auch die härtesten Kerle irgendwann einmal ihre raue Schale ablegen können.

Und zu guter Letzt: Ein Hoch auf Mrs Pearces Hausschuhe, die wohl die schrillsten Lacher aus dem Publikum ernteten.


Alan J. Lerner und Frederick Loewes My Fair Lady
Holger Hauer
Coburger Landestheater
Vorstellungen: 4.+5. März 2015

Laute machen Leute – My Fair Lady (Coburger Landestheater)